"Die Adaption von Theodor Storms Märchen durch Leonie Bongartz zeichnet sich durch eine Form der Modernisierung aus, die dem Geist der Vorlage treu bleibt, die Geschichte aber gerade auch in der Umsetzung durch Regisseur Klaus Knoesel feinfühlig durch Witz und Ironie ergänzt.
Begründung der Jury
Es gibt Filme, bei denen einfach alles passt: die Handlung, die Figuren, die Besetzung, die Inszenierung. Bei einer Jury können solche Erlebnisse im besten Fall Glücksgefühle auslösen; ein größeres Lob ist kaum möglich. „Das Märchen von der Regentrude“ ist so ein Film, und wenn der Schlüssel zu solch einer rundum gelungenen Produktion ein gutes Drehbuch ist, dann gebührt Leonie Bongartz besondere Anerkennung. Ihre Adaption zeichnet sich durch eine Form der Modernisierung aus, die dem Geist der Vorlage treu bleibt, die Handlung aber feinfühlig durch Witz und Ironie ergänzt. Theodor Storms Märchen ist von verblüffender Aktualität: Das Land leidet unter einer lang anhaltenden Dürre; letzte Hoffnung ist die fast in Vergessenheit geratene Regentrude, die von einer Jungfrau geweckt werden muss. Storms Appell zur Naturverbundenheit liest sich wie ein Kommentar zum Klimawandel, und in diesem Sinne erzählt der Film auch seine Geschichte einer klassischen Heldinnenreise. Die Hauptfigur ist zwar ein Wesen reinen Herzens, darf aber gewisse Schwächen zeigen; das Märchen stilisiert die von Janina Fautz vorzüglich verkörperte junge Frau nicht zur überlebensgroßen Ikone. Die weiteren Mitwirkenden sind von Regisseur Klaus Knoesel ebenfalls ausgezeichnet geführt worden. Namhafte Besetzungen stehen in den Märchenfilmen nicht automatisch auch für darstellerische Qualität, weil die Schauspieler gerade ihre Nebenrollen mitunter zu Witzfiguren verkommen lassen, aber davon kann in diesem Fall keine Rede sein; und so ist „Das Märchen von der Regentrude“ ein rundum gelungener Film für die ganze Familie. Der Preis geht an die Autorin und den Regisseur."